Mittwoch, 16. November 2016

Alte Gesichter

Dieser Blogpost ist wieder special for me - vergangenes Wochenende habe ich mich nämlich noch einmal auf den Weg nach Taichung gemacht. Diesmal zwar nicht um mein altes Haus und frühere Preschool zu besuchen, dafür aber zwei wichtige Persönchen aus der 'Taiwanzeit' meiner jungen Jahre: die Helga und den Uwe. Who's that?

Die Helga, das ist meine ehemalige Grundschullehrerin - ich hatte in einem vorherigen Post ja schon mal erwähnt dass ich die erste Klasse auf einer deutschen Schule in Taiwan besucht habe.
Kleiner Reminder für die die denken 'Hä wat': ich habe drei Jahre meiner Kindheit in Taiwan verbracht, zwei davon im Kindergarten und eins in der ersten Klasse. Meine bescheidenen Chinesisch Kenntnisse beruhen darauf, dass im Kindergarten Englisch und in der Grundschule Deutsch gesprochen wurde - intellektuell haben diese Jahre also nicht wirklich etwas gebracht (alles was ich sagen konnte als ich im August wieder hier her gekommen bin war 'Flugzeug' lol).
Das ABC konnte ich danach aber trotzdem, und auch bisschen rechnen.

Ihr könnt euch bestimmt vorstellen dass es zu der Zeit nicht besonders viele Deutsche in Taiwan gab. Die 'Grundschule' bestand also eigentlich nur aus einem Klassenzimmer, in dem Klassen 1 bis 4 gemeinsam unterrichtet wurden. Es war also recht cozy, und Frau Averbeck (Helga) war weniger eine Lehrerin als Muddi Nummer 2.

Einschulung, ich seh schon wieder aus als müsste ich Pipi


 links Helga, Mitte Tanja, ich die mit dem ausgeprägten Modebewusstsein für Hüte

Kathi so: Ich hab ein schöneres Scoutmäppchen als ihr, guckt mal alle meine Stifte
Und die anderen so: Nerv nicht Katharina


Uwe, das ist der Ehemann von Helga, der ist richtig funny und außerdem Künstler. Während Helga der Kathi lesen und schreiben beigebracht hat, hat Uwe schöne Bilder gemalt (kleiner Exkurs: davon hängen zwei bei uns im Wohnzimmer, also nur für diejenigen die schonmal bei mir zu Hause waren, diese großen gelben über dem großen Esstisch, an denen an meinem Geburtstag grüner Wackelpudding hing).

Die Beiden verbringen den Großteil ihrer Zeit damit, in der Weltgeschichte herumzugurken und zu unterrichten oder zu malen. Außer Taiwan haben sie schon einige Zeit in Ländern wie Guatemala, Brasilien und Nigeria gelebt und dort gearbeitet, um dann immer mal wieder nach Deutschland zurückzukommen. Ob für sechs Wochen, ein halbes Jahr oder länger, das wissen beide nie, entschieden wird immer spontan - richtig cool finde ich das!
Mittlerweile kommen sie mindestens einmal pro Jahr für ein paar Tage nach Taiwan, so konnten wir uns für ein paar Stunden am Samstag sehen und uns gegenseitig ein bisschen auf den neuesten Stand bringen und ein bisschen Quality Time miteinander verbringen.

Am Samstag bin ich also um 5:00 morgens aufgestanden, habe ausgiebig gefrühstückt und Kaffee getrunken und habe mich auf meinen Drahtesel geschwungen um zum Bahnhof in Tainan zu radeln. Dort habe ich dann den Bus nach Taichung genommen, der zwar langsam aber günstig ist und bin gegen 11:00 freshy fresh in Taichung angekommen. (Für die die sich jetzt denken ach du Gott wie lange hast du denn nach Taichung gebraucht, der Bus braucht 'nur' zweieinhalb Stunden, ich bin so früh aufgestanden weil ich morgens echt langsam bin).
Getroffen habe ich mich mit Helga und Uwe im National Museum of Fine Arts in Taichung - beide haben eine sich ja schon fast selbst erklärende Vorliebe für Kunst. Gemeinsam sind wir dann ganz classy durch die Ausstellungen geschlendert und haben uns über Gott und die Welt unterhalten. DIe beiden sind soo angenehme Gesprächspartner, irgendwie ganz ruhig und entspannt, da fühlt man sich direkt so wohl! Man hat überhaupt nicht das Gefühl als hätte man sich in all den Jahren nur zwei oder dreimal wiedergesehen. Wenn ich die beiden treffe fühle ich mich irgendwie immer so ein bisschen zu Hause - egal wie cheesy das jetzt klingen mag.

 



Klauing Bilder für dein Wohnzimmer



Nach einem Reisdreieck (Foto folgt) von meinem Lieblingsgeschäft 7/11 ( Bester Store, Angela warum haben wir den nicht?)  und etwas Bummeln durch die Shoppingmalls mussten wir uns so gegen 16:00 auch schon wieder verabschieden, da beide noch einen Termin mit einem Galleristen in Taichung hatten. Auch wenn wir nur kurze Zeit verbracht haben hat es sich vollkommen gelohnt dafür nach Taichung zu gurken.
Ich kann nur immer wieder betonen wie glücklich mich das Wiedersehen gemacht hat, es war einfach wahnsinnig schön!

Ursprünglich hatte ich geplant noch ein wenig in Taichung herumzuschlendern, zu Abend zu essen und dann die High Speed Rail nach Hause zu nehmen ( die braucht im Gegensatz zum Bus nur ungefähr eine halbe Stunde, hat dafür aber auch einen stolzen Preis von 680 NT - ungefähr 20 Euro, im Gegensatz zu den 4 Euro für die Busfahrt).
Zufälligerweise waren noch ein paar Freunde von mir zur selben Zeit in Taichung, so habe ich mich am Abend noch mit ihnen in einer Bar getroffen., gefolgt von einem Clubbesuch - so habe ich spontan bei einer Freundin in Taichung übernachtet und bin erst am Sonntag zurück nach Tainan gefahren. War wieder richtig funnyyyy, ich bekomme hier immer Freigetränke und die meisten Clubs sind kostenlos für Mädchen also = gut und günstig. Ich habe so richtig Lust mal eine Review über Taiwans Nightlife zu schreiben, dafür habe ich aber noch nicht genug getestet. Vielleicht mach ich sowas mal gegen Ende von meinem Jahr hier, solche Dinge sind ja auch wichtig und mal gut zu wissen!



Um diesen Post abzurunden noch kurz zu meinem restlichen Sonntag: gegen 12:00 mittags bin ich zu Hause in Tainan angekommen, habe mich nochmal kurz entspannt (viel geschlafen habe ich immerhin nicht) und bin dann um 15:00 zum Tanztraining.
Ich nehme zur Zeit 'Popping' Classes - Popping ist ein Tanzstil, zusammen mit 'Locking' ist das Art von Tanz der allgemeinhin als 'roboterähnlich' beschrieben wird. Für Popping habe ich mich entschieden, weil ich endlich mal diese blöde Welle hinkriegen will, und ich darin am Schlechtesten bin. Da ich in Deutschland schon länger Hip Hop getanzt habe besuche ich hier natürlich auch ab und zu Hip Hop Classes. Ich bin in zwei Tanzschulen angemeldet, unter anderem weil die Trainer die ich habe in Beiden unterrichten, und ich so mehr tanze! Wenn ich könnte würde ich alle Classes besuchen - es werden so viele Styles angeboten, von Popping, Hip Hop, Urban Style, New Style,  Girls Style, Waacking, Vogueing......... wem das jetzt nichts sagt - nicht schlimm, aber für alle Tänzer ein Paradies! Leider fehlt die Zeit beziehungsweise hauptsächlich das Geld, aber es macht trotzdem so viel Spaß und ich kann ja immer mal durchwechseln.
Momentan trainieren wir für eine Art Showcase der am 25. Dezember stattfinden soll (jaa, an Weihnachten, in Taiwan wird das nicht wirklich gefeiert). Am Sonntag ist aus diesem Anlass die ganze Tanzschule zusammengekommen um ihre halbfertigen Stücke zu präsentieren, so war ich von 15:00 bis 21:00 noch einmal im Training beziehungsweise konnte die Shows der anderen Classes anschauen, was supi war.
Danach bin ich dann aber auch komplett fertig auf meinen Boden gefallen (habe ja kein Bett, allgemeine Bezeichnung für meine Schlafsituation ist: 'Japanese Style Bed', de facto ist das aber wirklich nur eine zwei Millimeter dicke Matte die mich vom Boden trennt - erstaunlicherweise habe ich mich aber sehr schnell daran gewöhnt. Außerdem hat das den Vorteil dass ich mich mit dem morgens Aufstehen nicht besonders schwertue, richtig gemütlich ist das aber trotzdem nicht wirklich).

Hier die 'Popping Class', mit der ich bei dem Showcase auftreten werde!



Hiermit endet mein Eintrag,

goodbye und liebe Grüße aus Taiwan ( immer noch 25 Grad hier by the way, hab euch lieb habibis) <3

Donnerstag, 3. November 2016

Paar Life Updates

Die letzten Tage ( ok den letzten Monat ) bin ich nicht so richtig zum bloggen gekommen, weil ich ganz schön busy war. Das ist so ungefähr jeden Blogpost mein Einleitungssatz, beschreibt aber meine Situation akkurat und wenigstens bemühe ich mich immer um eine andere Formulierung ( oder um Synonyme für 'zu beschäftigt' oder 'zu faul').

Was momentan bei mir so abgeeeht? Ich arbeite immer noch jeden Tag von Montag bis Freitag bis ungefähr 17:00 in der Schule, habe Chinesisch Unterricht, gehe zum Tanzunterricht und (manchmal) joggen, gehe auf Trips an den Wochenenden und habe sogar Freunde (wow) mit denen ich coole Sachen unternehme.

Mittlerweile muss ich allerdings nicht mehr von 8:30 an in der Schule sein, die Schule hat die Regeln insoweit für mich gelockert, dass ich - solange ich alle meine Aufgaben vollständig erledigt habe - erst zu meinem Unterricht kommen muss und danach theoretisch auch wieder gehen kann.
An manchen Tagen habe ich so den ganzen Morgen frei (den ich aber zu nichts produktivem nutze, eigentlich schlafe ich dann nur). Da ich aber vor jedem Unterricht die Notizbücher der Schüler korrigieren und benoten muss bin ich meistens trotzdem schon ein bisschen früher da. Dieses korrigieren macht mir gar keinen Spaß Bruder, und dann muss ich auch voll oft schlechte Noten geben und in jeder Klasse sind 30 Schüler kannst du dir vorstellen? So viel Arbeit ja.
Die Unterrichtsvorbereitung bereitet mir allerdings keine Probleme, ich unterrichte in manchen Klassen seit zwei Monaten meine erste Präsentation, weil ich das Englischlevel der Schüler dann doch etwas überschätzt habe. Für mich ist das jetzt natürlich nicht so tragisch, so muss ich weniger vorbereiten, manchmal ist das aber dann doch ein bisschen frustrierend wenn man den Schülern nicht so viel erklären und beibringen kann wie man eigentlich gern möchte.
Zu hören bekommen ich jeden Tag einen Chor aus 'Ting bu dong' -s,  was auf Chinesisch heißt: 'Ich verstehe nicht'. Da ich mich da aber langsam dran gewöhne ist das schon okay.

Hier die Überleitung zu meinem Chinesisch Unterricht: den habe ich dreimal in der Woche in meinen Freistunden. Der macht mir echt Spaßspaßspaß, und das liegt nicht nur an der Kaffeemaschine im selben Raum (die mahlt den Kaffee fresh aus richtigen Kaffeebohnen, wie nice ist das?) , Chinesisch ist ehrlich soo eine faszinierende Sprache. Ich habe erst überlegt ob ich mal einen Blogpost nur über Chinesisch machen soll, da gibt es einfach so viel zu erzählen - ich packe das aber mal hier rein.
Wenn du nicht lesen willst, überspring einfach.

Mandarin yeah


Ich lerne Hochchinesisch, also Mandarin. Amtssprache ist Mandarin auf dem Festland China, in Taiwan und in Singapur. Zum Teil sprechen dann auch noch Menschen in Thailand, Indonesien und Malaysia Mandarin, und dann kommen noch Millionen von Auslandschinesen (also Chinesen die im Ausland leben lol) dazu.
Alleine wenn man überlegt wie viele Menschen auf der Welt  Mandarin sprechen ist das schon so krass - es gibt um die 845 Millionen Muttersprachler , nach Englisch ist Mandarin also die meistgesprochene Muttersprache.
Was hier einfach so faszinierend ist, ist dass sich Chinesisch einfach komplett von allen Sprachen die wir so bei uns in der Schule  lernen oder aus Europe und Umkreis kennen unterscheidet. Französisch, Spanisch, Italienisch, Englisch, aber auch Schwedisch et cetera, das kann man sich alles noch irgendwie herleiten, die Grammatik ist zwar nicht gleich aber vom Prinzip her ähnlich und der komplette Aufbau von Wörtern ist eigentlich gleich:  mehrere Buchstaben = 1 Wort (wow Katharina, echt? das wussten wir nicht).
Ím Chinesischen hat jedes Schriftzeichen eine individuelle Bedeutung, und zwei Schriftzeichen zusammengesetzt ergeben dann (meist) ein Wort.
1 Beispiel:

 'hao' heißt im Chinesischen 'gut' und wird durch dieses Schriftzeichen beschrieben:
Spaltet man 好 jetzt auf hat man 女 und  子.
女 - 'nu' bedeuted Frau und 子 - 'zi' bedeuted Kind.
Im chinesischsprachigen Raum wurde es schon immer als super guti angesehen wenn eine Frau ein Kind hatte, also bedeuten die Zeichen von Frau und Kind zusammengesetzt 'gut'. Cool gä?
 Und so ähnlich ist das einfach bei wahnsinnig vielen Wörtern.

Außerdem ist Chinesisch eigentlich perfekt für mich, nämlich wegen der Grammatik: die gibt's so gut wie nicht! Kein konjugieren, keine Artikel, keine zehntausend Vergangenheitsformen oder Zukunftsformen, Präteritum, Plusquamperfekt, Simple Present, plus-que-parfait, futur composé, imparfait, und was für verrückte Sachen sich die Europäer noch so ausgedacht haben - da hatten die hier genauso wenig Lust drauf wie ich (danke Schulzeit und Französischunterricht). Gibt. Es. Hier. Nicht. So toll!
Die hängen einfach paar Wörter aneinander und zack: ein sinnvoller Satz! Das macht 1 happy Kathi. Wenn irgendwas in der Vergangenheit passiert ist hängst du halt einfach ein 'gestern' oder 'letzte Woche' dran, easy.

Das Problem ist mehr so die Aussprache, jeder Ton hat vier verschiedene Aussprachemöglichkeiten. Man nehme das bekannteste Beispiel 'ma'. Unterschiedlich ausgesprochen bedeuted das entweder 'Mutter', 'schimpfen', 'Pferd' oder 'Hanf'. Musst du aufpassen, was wenn du Hanf willst (nur theoretisch Mama) und dann kriegst du ein Pferd?
 
Vom Schreiben und Lesen will ich gar nicht erst anfangen, das ist nochmal ein Thema für sich.
Sprechen ist dafür dass ich jetzt seit drei Monaten hier bin so lala, aber verstehen kann ich schon recht viel! Zwar nie alles ganz genau, aber ich verstehe meistens wenigstens das Thema um das es geht.





Okay, weiter im Text (sry heute nicht so viele Bilder): Seit dieser Woche haben Jaime und ich getauscht, er unterrichtet nun die 7. Klasse und ich die 8. und das macht soooo einen Unterschied, ich komme jetzt schon viel schneller voran, das ist schön.
Ansonsten weiß ich gerade nicht was ich noch so schreiben soll, weil entweder höre ich jetzt hier auf oder ich fange noch andere Themen an und dann brauchst du hundert Jahre um diesen Post zu lesen (props wenn dus überhaupt bis hier geschafft hast).

Über die Ausflüge die ich hier unternehme mache ich immer lieber separate Posts, einfach weil das übersichtlicher ist und ich mir dann Zeit nehmen kann auf alle Orte individuell einzugehen und paar nice Backgroundinfos geben kann. Ach, ich könnte so viele Posts schreiben, aber erst einmal will ich die Sachen hier selbst erleben und auf mich wirken lassen, da brauchen die Posts immer ein bisschen.
Ich will jetzt nicht angeben oder so, aber mit 10 Posts bin ich noch Spitzenreiter von den meisten anderen Freiwilligen ( hab euch trotzdem lieb @ samiragoesecuador und co ), aber ich glaube es geht uns allen gleich, dieses bloggen ist echt timeconsuming und nicht in einer Stunde hingeschrieben, da muss man sich schon mal einen ganzen Nachmittag Zeit nehmen. Aber echt danke an meine Nachbarn, Freunde und Familie dass sie das lesen, ich freu mich immer dolle wenn ihr mir schreibt dass ihr das was ich hier so philosophiere gar nicht mal so doof findet, echt thx das find ich immer so sweet!
Greets an die Fanbase, ich gehe jetzt zu meiner Gastoma zu Abend essen - 'chi fan' auf Chinesisch.

Ein letzter Fun Fact: 'chi' heißt essen und 'fan' heißt Reis, und das heißt hier gar nicht unbedingt dass du Reis isst sondern ist einfach die allgemeine Bezeichnung für 'essen'. Früher war Reis ja most important thing überhaupt und essentielles ( lololololol verstehst du meinen Wortwitz -> essen-tiell, so gelungen omg) Nahrungsmittel. Heute esse ich hier natürlich auch mindestens ein bis zweimal am Tag Reis ( die füttern sogar ihre Fische mit Reis no joke), du kannst aber auch Nudeln oder Suppe oder Pizza oder was auch immer essen, du sagst immer: Ich geh jetzt mal 'chi fan'.

Ich hoffe das war nicht so chaotisch erklärt, ich komme mir ein bisschen schlecht vor weil heute so viel Text und keine Bilder, deswegen hier eins in dem ich über Brezeln rede und eins in dem ich meine Schüler zwinge mein Dirndl anzuziehen.